21
Mrz
2021

Ich bin jetzt bei

https://0179f1.wixsite.com/website

Stromert bitte dahin.

20
Feb
2021

#26

Wusstest du eigentlich das J tot ist?

Nein, woher auch? J hatte sich unregelmäßig gemeldet. Haigha wusste dass sie neulich mal in Neuseeland gewesen war. Sie hatte tolle Fotos gepostet in denen sie breit lächelnd Schafbabys in den Armen hielt, auf Pickups mitfuhr und die Landschaft genoß. Was man eben so in Neuseeland anstellen kannte, dachte sich Haigha.

Aber düster war es ihr ergangen. Haigha wusste das.
Sie hatte ihn mal gefragt wie er seinen Schmerz schluckt und Haigha hatte Alkohol empfohlen. Sie lehnte ab, habe sie bereits versucht.
Aber sie wollte vorbei schauen. Wollte auf dem Boden sitzen und Haigha zuhören. Das fand sie doch immer so toll. Sie mochte es ihn reden zu hören.
Sie hatte ihm mal ein eigenes Buch geschrieben, die besten Unterhaltungen der beiden aus Chats und der Erinnerung handschriftlich zu Papier gebracht.
Das Buch war in Haighas Laptoptasche als diese geklaut wurde. Was für ein Klischee. Der böse Dieb der den teuer gewordenen Schatz als wertlos betrachtet und gleich entsorgt. Aber gut, so war es sicherlich gewesen. Bis heute, sehr schade drum.

Es hätte bestimmt was werden können mit den beiden, aber die Sterne standen unheimlich schlecht.
M&M sowie Js Erziehung standen im Weg.
M1 war arg eifersüchtig. Sie fand Haigha selbst ganz gut und war verärgert über Js und Haighas Gebendel bis zu dem Punkt dass sie die beiden gegeneinander aufbrachte.
M2 war auch schwer eifersüchtig, duchsuchte sogar mal Haighas Handy in der Vermutung dass sich Turteleien geschickt würden. So ein Blödsinn. Diese Verbindung stand außerhalb dieser ganzen Liebesscheiße. Diesem verfickten Besitztum.
Jedoch, was sicherlich am schwersten wiegt war die Tatsache, dass J mal M1 sagte dass man Haigha niemals ihren Eltern vorstellen dürfte. Volle Breitseite. Eigentlich egal, traf damals aber trotzdem hart, vor allem weil M1 es natürlich sofort schadenfroh erzählen musste.
J und Haigha trafen sich dann nochmal und fuhren gemeinsam zu einer Burg, stiegen hoch und blickten in die Ferne. Beide wussten dass es vorbei war. Man sprach sogar verlegen drüber.

"Es wird nie mehr wie früher, stimmts?"
"Nein, niemehr."

Sie war nach Berlin gezogen. Berlin, wo man viel erlebt. Wo die Welt groß ist und das ganze Erleben sich in Intensität überschlägt. Oder so. In der Art.
Ein unbeaufsichtigt gelassenes Glas wurde ihr Verhängnis. Mit einem unangenehmen Gefühl im Unterkörper wachte sie in einer fremden Wohnung auf, völlig ohne Erinnerung.
Ihre Freunde wollten gegen den Freundesfreund Anzeige erstatten, aber sie wollte nicht. Keine Kraft, keine Lust.

Unwillig gefickt zu werden ist schlimm genug, schlimmer, so sagte sie mir, war die Reaktion ihrer Bekanntschaft.
Sie war in einer christlichen Sekte aktiv, die sich sicher war, dass jeder gefickt gehört der überhaupt Räumlichkeiten betrat wie sie es tat. So läufts. Dummes Mädchen. Klar fickt dich jemand in deiner Ohnmacht wenn du abends eine Bar aufsuchst. Dummes Ding.

Sie hatte mir schon gesagt, dass sie Tabletten und Alkohol gewählt hatte um das Leben hinter sich zu lassen. Eines Tages funktionierte es wohl.

Haigha stand da während ihrer Beerdigung. Ist doch alles egal. Aber Haigha würde niemals mehr mit ihr reden können. Sie war weg. Es gab keine Optionen. Tot, weg.
"Nein, niemehr."
Ihr Bruder ergriff dass Wort und sagte, dass er sauer sei dass sie ihn und die ganze Familie alleine auf der Erde zurückgelassen hatte. Du Arschloch. Monster. Sie hatte immer bedauert dass ihre ganze Geschwisterschaft so viel erfolgreicher war als sie. Sogar nach dem Tod haben sie dich noch ausgestochen, Jo. Du warst so viel besser als die. Du warst gescheit, tiefgründig, verdreht. Anders als Haigha, aber schön. Nicht äußerlich, also auch. Einfach schön.

Haigha, N und M1 saßen später beim örtlichen Bäcker. M hatte vergessen den Eltern das gesammelte Geld zu geben und gab es für Kaffee und Süßspeißen aus. J hätte das garantiert auch lustig gefunden.

Jo, schlaf gut. Ich werde dich nie vergessen und an dieser dir gewidmeten Stelle gilt dir zweierlei. Ein Zitat und das Lied dazu:

"Well I want a better place or just a better way to fall."

https://www.youtube.com/watch?v=xr_B2IOUYSw

#25

Haigha war betrunken. Dreiviertel betrunken könnte man sagen. Party-Betrunken, lustig betrunken, unpeinlich betrunken.

M war drauf und dran mit N zu bendeln. Haigha hatte damit wenig zu tun. Er war den ganzen Abend über die Feierlickeit geirrt. Irgendwie war es langweilig.

M fragte Haigha nun ob er wisse dass sie sich hätte eine Beziehung vorstellen können.
Klaro. Man hatte jahrelang zusammen gelebt. Eine WG lediglich. Aber schon intim.
Haigha konnte nicht umhin an die eine Szene zu denken. Man war zu dritt in der Sauna, J, M und Haigha. Er lag da und genoss schon vor dem ersten Aufguss die erste Hitze als J. ihm das Handtuch runter zog.
Ein schwacher Scherz der M besonders getroffen haben muss. Sie war nie sonderlich sexuell, dennoch da einem Mensch entsprechend gepolt. Sie sagte Haigha danach öfters dass sie seinen Schwanz gesehen habe.

Es gibt keine Relationen, wie auch immer die Wellen schlagen.

Haigha war fasziniert als M ihm neulich, Jahre später, sagte dass er anstrengend und immer ein schwieriger Mensch gewesen sei.

"Aha, aber was genau? Ich bin schwierig?"

H sagte wörtlich: "Du ist ein Mensch von vielen Gesichtern und es ist anstrengend zu wähnen wo man gerade ist."

Schmeichelhaft, sehr schmeichelhaft.

M. war da härter mit ihren 6 Punkten:

1. Dein Alkoholkonsum

Dazu gibt es nichts zu sagen. Haigha war damals viel schlimmer. Er liebte Alkohol, es war seine Droge. Er brauchte und wollte es.
Ms Eltern hatten nach dem Aus mit ihrer Schwester N mal gefragt was Haigha so treibe und sie antwortete nur "Trinken". N hatte ihm das später erzählt. Irgendwie beleidigend. Korrekt, aber beleidigend.

2. Damals keine richtige Zukunftsperspektive

Die hat er heute auch nicht. Klar, einen Job mit hoher Verantwortung und guter Bezahlung. Soll heißen, keine Zukunftsperspektive.
Aber ja, warum anders zu deuten? Wer glaubt dass Gehalt und berufliche Integrität eine Bedeutung haben muss wissen was Zukunft bedeutet.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war immer nur der Dauersturm in Haighas Kopf gewesen. Die sich überschlagenden Wellen, wo die eine Aufbäumung gleich von der anderen abgelöst wird.
Haigha hat keine "Zukunftsperspektive". Der Hase hat seine Ventile, Dämme und Mauern. Die sind das was gerae herrscht, alles voller Brüche. Zukunft ist ein Sack Reis, ein Missverständnis, eine Diagnose oder ein Unfall. Perspektive ist ein Tiger im Busch.

3. Super dickköpfig; willst deinen Willen immer durchsetzen und bist oft pissig wenns nicht klappt.

Eines Tages saß sie auf Haighas Platz, einem Sessel vor dem WG-Fernseher. Wütend, so wütend wurde er. Sogar bei Aufforderung verlass sie den Platz nicht. Scheiß auf den Platz, aber was soll das?
Man sprach nicht miteinander. Tagelang nicht.
Darauf spielt sie wohl an.
Aber ansonsten? Keine Ahnung. Vielleicht stur. Kontrollfreak? Eventuell. Kann sein.

4. Diskussionen mit dir können echt anstrengend sein

Oh, das kann sein. Haigha hielt sich tatsächlich für schlau, interessant zumindest. Die Sache ist die, er kann sich gut Sachen merken. Erst gestern hatte er mit Hegel argumentiert ohne Hegel jemals gelesen zu haben. Er hatte viel über ihn aufgeschnappt und es zeigt sich dass Halbwissen beeindruckend genug ist um zu gewinnen.

5. Du bist manchmal zu nachtragend

Haigha pfelgt über sich zu sagen: "Ich bin der Elefant."
Stimmt aber nur zum Teil. Die eigentliche Wut auf Menschen hält bei ihm nur sehr kurz. Danach ist alles nur noch Wettbewerb. Menschen und deren Dinge interessieren ihn hoffentlich nicht genug um mich über längere Zeit zu verstricken.

6. Deine Meinung ist immer die beste. Du hältst sehr viel von dir selbst.

Schon, ja. Jajaja. Aber das klingt von außen so einfach. Wie jeder Mensch ist er einfach der Überzeugung dass seine visuelle und kognitive Welt die Realität schlechthin sein muss. So ein Blödsinn, aber je mehr man die Wirklichkeit verneint, desto lustiger ist das So-tun-als-ob.
Pchiu, da explodiert seine Vorstellung von der Welt. Was soll das alles, was mache ich hier. Du bist doch dumm. Hast du nicht die Explosion gesehen? Da, der Atompilz. Sag doch was.

8
Feb
2020

Und so

Meine Wochenende verbringe ich mit dem Sturz in den Rausch. Am besten schon auf dem Heimweg. Liebste, allerliebste Königin Alkohol. London, du Vollidiot, es ist eine Frau.
Bloß schnell in Rausch sinken, und versteht mich nicht falsch, ich verändere mich nicht. Nein, ich bin mehr Ich wenn ich trinke. Ich bin kein Alkoholiker, ich bin ein Säufer. Ich kann ohne Alkohol, ich verzichte an 5 Tagen der Woche drauf, aber ich finde es nicht gut. Ich will ich sein, wenn das überhaupt möglich ist. Zumindest mehr ich sein.
Manchmal irritiert mich meine Begeisterung. Wie kann das bloß sein, daß es Menschen da draußen gibt die nicht das Lied Portishead-Roads kennen? Wie geht das? Schlimer noch, es gibt da draußen Menschen die es hören und denen es nichts bedeutet.
Nein, ich will dort keine Menge die wie ich ist. Aber ich kann hier etwas fühlen und...ach, egal...

Ich höre in letzter Zeit öfters "Vocal Coach reacts to..". Ich mag Gesang, ich wünschte ich könnte das auch. Aber auch hier, so habe ich gemerkt, gibt es keine Magie. Nirgendwo gibt es das. Gesang ist Mathematik, Leben ist Mathematik, Sex ist Mathematik.

Gibt es da draußen Menschen die beim Ende von Big Fish nicht weinen? Menschen, die bei dieser einen Live-Performance von Nightwish, ich hasse Nightwish, nicht weinen. Die, bei der die Sängerin so wundervoll ist. Fühlt ihr euch komisch wenn Kurt Kobain singt, wenn Pfarrer Glasauge singt, daß er nicht von dieser Welt ist? Keiner von uns ist ähnlich und kein Planet ist gleich. Wenn ich könnte würde ich in meinem Perso austragen lassen, daß ich ein Mensch bin. Ich kenne euch nicht, ich nicht wie ihr. Wir haben nicht die selben Gedanken oder Gefühle. Ihr lest hier meine Dinge und vielleicht mögt ihr sie, aber ihr habt ja einfach keine Ahnung.

Morgen ist Sonntag. Zeit ein Messer in die Hand zu nehmen und beim Schneiden der Möhren sich den Schwanz zu entfernen. Vielleicht auch die Messerspitze ins Auge zu drängen und zu sehen wie sich das Augenlicht wegen des Bluts verdunkelt. Wird man eigentlich behindert wenn man das besagte Messer durch die Handfläche rammt? Wie befriedigend ist eigentlich eine Klinge in der Leber? Den Sack abschneiden? Wie schön das alles klingt.

Ansonsten, alles gut. Bin ein regelrechter Jobaufsteiger.

16
Mrz
2019

Menschensöhne

Manchmal bin ich echt dumm und Analogien ziehen jahrelang an mir vorbei. Aber wenn sie dann im Hirn ankommen, sind sie oft schwerwiegend und stoßen weitere Gedanken an, was immer sehr erfrischend ist.

Ich habe diese "Wenn ein Baum im Wald umfällt und keiner da ist um es zu beobachten; ist er dann wirklich umgefallen?"-Geschichte nie recht verstanden, eben zu wörtlich genommen.
Es geht hier offenbar, bitte verurteilt mich nicht, um die Relevanz der Situation im Vergleich zum Wahrnehmenden.
Hat überhaupt etwas Relevanz, IST überhaupt etwas, ohne den verarbeitenden Geist? Hegel hätte bestimmt eine Antwort.

Ich liebe den Film Prinzessin Mononoke. Habe ich das mal erwähnt?
Jene Prinzessin ist in dem Film, um es kurz zu halten, auf der Seite der wilden Tiere des Waldes und schreit in einer Situation den Gegnern entgegen: "Ich hasse Menschen!" Wohlgemerkt, selbst ein Mensch seiend.
Ich musste drüber nachdenken, daß der Scheiß mich die Transgender-Leute verstehen lässt. Was ist man eigentlich? Wie materialistisch ist? Ist der Penis, der Madensack per se, eine Frisur oder der Umwurf das was ich bin?
Oder ist es meine Gefühlslage, meine Ticks, Abhängigkeiten und Zuneigungen?

Wenn ihr mich fragt sind wir Kompensationsmechanismen auf zwei Beinen und nichts anderes. Wir sind natürliche Wesen in dem Sinne, daß Fortpflanzung, Überleben und Anpassung alles ist was uns interessiert.
Wir sind natürlich und werden nie Freunde der Natur sein.
Freunde der Natur zu sein hieße, die Irrelevanz und den Stoizismus eben solcher zu verkörpern und das Sterben und Leiden zu akzeptieren.

Ach, ich würde so gerne noch mehr dazu sagen. Aber ich bin einfach zu betrunken.

4
Aug
2018

#24

Heute mal ganz trivial, aber aus gegebenem Anlass ein kurzes Erbrechen über die "Man muss..." Leute.

Ich gehe tatsächlich seit neuestem einer neuen Berufung nach was auch heißt, daß ich mich mit neuen Menschen beschäftigen und auseinandersetzen muss.
Bisher kam das Umfeld eher aus dem studentischen Bereich, aber hier, nun, habe ich es mit den harten Arbeitern zu tun.

Eher wenig gebildet, fleißig, selbstsicher, oftmals sehr gut in dem was sie tun.

Man muss nicht gebildet sein. Ich sage und denke regelmäßig, daß diese ganze Geschichte von Philosophie über Geschichte hin zu Psychologie eigentlich keine Rolle spielt und sich ihren Sinn nur selbst gibt.

Aber wie auch immer....

Die Fluktuation in diesem Zweig ist naturgemäß recht hoch und so sieht man tatsächlich recht oft neue Gesichter.

Vor etwa drei Wochen kam ein neuer, der gleich am ersten Tag von seinem Veganismus erzählen musste.
Wirklich, ganz ehrlich, ich habe nichts gegen Veganer, habe sogar selbst viele Jahre vegan gelebt.
Heute, wie mein Leben so ist, interessiert mich aber nichts mehr. Tierwohl? Es ist mir einfach egal. Es ist mir scheißegal.
Soll der Typ doch bitte was er will in seinen Wanst stopfen. Es ist mir scheißegal.

Aber damit nicht genug. Diesen Leuten ist es nie genug.

Vorgestern erzählte er davon, daß er immer gerne nicht zur nächsten, sondern über- oder überübernächsten Bushaltestelle läuft nachdem er Feierabend macht.

"Nur um noch etwas Bewegung zu bekommen. Man muss einfach Laufen. Stehen ist nicht medizinisch."

Ich kann auf solche Aussagen oft nicht wirklich einen Reim finden. Mir bleibt da das 20 Cent Schweinewürstchen im Hals stecken. Von was versucht der zu überzeugen?
Ist es Egoonanie und er möchte sich profilieren? Ist es ein Appell für einen gesunden Körper? Eine Warnung?

Ich laufe nicht gerne. Rennen schon gar nicht.
Der Bus kommt um die Ecke, ich könnte ihn bekommen wenn ich renne, aber das kommt einfach nicht in Frage. Hab ich ihn verpasst und muss wohl den nächsten nehmen.

Außerdem. "Stehen ist nicht medizinisch." Ist das ein Satz?

Auf Zucker verzichtet er auch. Sollte man, seiner Meinung nach. Einfach nicht gut für den Körper.

Überlebensfanatiker haben mich immer geärgert. Und diese "Körperaussagen". Mein Körper denkt, mein Körper fühlt, mein Körper braucht.
Diese stinkende Fleischfabrik behandeln als sei es ein Haustier oder eine empfindliche Zimmerpflanze.

Heute sah ich einen pseudo-aufrüttelnden Beitrag über Sucht und wie sehr man immer selbst Schuld ist und dass es immer ein Zeichen von Schwäche sei.
Es ist mir scheißegal.

Wenn hier nun eine Fee erscheinen würde die mir vorschlägt:
"24 Stunden der vollsten Ekstase mit allen Gaumenfreuden, sexuellen Befriedigungen, jedem schönen Drogenrausch, jeder Wunsch und dann tot...oooooooder....150 Jahre alt werden."
Ich denke da einfach nicht nach.

Gestern hat er mich persönlich angesprochen. Wie es so mit meiner Sucht ginge, weil ich in der Pause auf meinem Handy rumgetippt habe. Sei ja jetzt raus gekommen, daß das eine schlimme Sucht sei.
Ich habe mich gerechtfertigt, anstatt ihn umzubringen.
"Bla, bla, nützliche Sachen im Internet, bla, wenn ja keiner mit mir redet, bla, man braucht das auch einfach, bla bla, wenn ich Zeitung lesen würde sagt keiner was, bla bla bla...."

Meine Fresse, ich bin mir so scheißegal wie ihr.
Fresst, telefoniert, zockt, fickt, denkt, lauft, arbeitet.
Bei der Menge von Stille die ich eigentlich bräuchte, will ich im Lärm einfach nicht hören was gut, wichtig und notwendig ist.

15
Jul
2018

#23

Ich hatte neulich einen Traum.

Ich stand, eingebunden in einer nachvollziehbaren Situation an die ich mich nicht mehr erinnere, an einem eingezäunten Bereich. Der Zaun war hoch und metallisch und ich verlies die Situation um einen Bolzenschneider zu holen.
Wieder zurück benutzte ich diesen um Teile des Zauns zu demontieren und mich ins Innere des Geheimnisses zu wagen.
Das Gefühl war eindeutig. Man tat nichts richtiges oder vernünftiges. Hier sollte man nicht sein. Hier durfte man nicht sein.
Hinter dem Zaun erstreckte sich ein kleiner flacher Teich der einen Tempel umschloss.
Jener war in den Hügel eingelassen an dem er sich befand und ich näherte mich dem Mysterium.

Dies war komplizierter als gedacht, denn vor dem Eingang häuften sich Grabsteine. Sicherlich 5 Meter hoch blockierten sie die große Eingangstür.
Besonders fiel mir dabei der Grabstein eines Hundes auf. Warum auch immer.

Ich stieg also über die vielen Grabsteine um einen Blick ins Innere zu erlangen.

Und so stand ich da, auf einer Unzahl von Grabsteinen einen Blick an den nicht mehr ganz intakten Toren in das Geheimnis werfend.

Was sah ich?
Nun, rein gar nichts spektakuläres. Eine verstaubte Eingangshalle in bläulich-schwarzes Dunkel gehüllt. Eine Treppe zur Linken und viel Platz zur Rechten. Mehr nicht.

Jedoch, der Preis war gezahlt.
Ich entfernte mich vom Tempel, wissend, dass ich den Schleier gelüftet hatte und mein Leben nicht mehr sein würde wie zuvor.

Ich war theoretisch in Sicherheit als ich visionsartig vor mir sah wie es der letzten Person ergangen war die sich dem Tempel genähert hatte.

Er ging durch sein Wohnzimmer, vorbei an seinem imposanten offenen Kamin.
Plötzlich, wie von Geisterhand gepackt wird er ergriffen, durch die Luft geschwungen und landet in seinem eigenen Kaminfeuer wo er elendig verbrennt.
Und nein, kein angenehmer Kohlenmonoxid-Tod. Detailreiches und voll-bewusstes Verbrennen. Das zündelnde Abschälen jeder Hautschicht in vollem Bewusstsein.
Und damit kein Ende. Hinter der Schwelle des Todes lauert das selbe Szenario gleich wieder in einer nicht enden wollenden Dauerschleife des Terrors.
Bewusstsein des Endes bei nicht vorstellbaren Schmerzen. Todesangst und das Weggleiten der ratio bedingt durch die Intensität der Schmerzen. Keine Gewöhnung. Jede Sekunde wie die schlimmste jemals erlebte. Nein, noch viel schlimmer.

Und so setzte ich dann im Traum mein Leben fort, nur wissend, dass es eine Frage der Zeit ist und mir eben dieses Schicksal in ähnlicher, sicherlich persönlicherer Art, auch droht.

Lasst euch gesagt sein, an der Schwelle des Enigmas, der Katze Neugier und der unendlichen Möglichkeit gibt es keinen Apex der Angst.

Menschen ohne Angst sind Menschen ohne Vorstellungskraft.
Selbstgefällige Atheisten die sich ein Einschlafen vorstellen oder Gläubige die denken zu wissen wie es sich abspielen wird.

Aufzuwachsen bedeutet lediglich Selbstschutz.
Der abgeklärte Erwachsene im Gegensatz zum Kind welches schwören könnte dass sich die Schatten bewegen ist fast zu offensichtlich.
Älter werden heißt verdrängen. Heißt Ausreden zu finden um keine Angst haben zu müssen.

9
Jun
2018

#22

Ich stelle mir regelmäßig ein bestimmtes Szenario vor.

Ich sitze in einem Zimmer, in dem alles in ein grün-grau-schwarzes Zwielicht gehüllt ist. Kaum ist es klar wo das wenige Licht herein tritt, aber die Art des Scheins lässt erahnen dass es von der rechten Seite des Blicksfeldes kommt. Vermutlich verstaubte Fenster mitsamt des Sonnenuntergangs draußen. Oder Aufgang, aber wen juckts?

Auf der rechten Seite des Raums in einem Sessel sitzend hat der Erzähler der Situation seinen Blick auf den Ausgang in den Hausflur gerichtet.
Kein Mucks rührt sich, rein gar nichts. Ultimative Stille.
Hier in diesem Raum, links von der Tür zum Flur, da befand und befindet sich noch die alte Hundedecke. Das Vieh hat damals oft eine Menge Lärm verursacht. Dämliches Vieh, aber witzig wars.
Wann hat sich das Tier eigentlich zum letzten Mal bewegt? Keine Ahnung. Es liegt da und rührt sich gerade definitiv nicht. Muss Monate her sein. Lässt sich von hier aber auch schwer prüfen. Es liegt auf der Seite, Rücken und Kopf zur Wand brav auf seiner Decke. Gutes Tier, wie sehr es doch mochte draußen Stöcke zu jagen.

Apropos, Frau und Kind habe ich auch ewig nicht mehr gesehen. Da war was, ich bin mir fast sicher. Rufe? Schreie? Mein Name?
Der Blick in den Flur auf die Treppe nach oben gibt auf jeden Fall keine Informationen preis.
Sauber gemacht wurde definitiv schon länger nicht mehr. Meine Frau war ja immer sehr fleißig gewesen, obwohl es mit dem Kind etwas nachgelassen hatte. War eben immer viel zu tun.
Geschrei hier, Flasche dort, volle Windel an jeder Ecke.
Was für eine aufbrausende Zeit.

Aber ich höre rein gar nichts. Kein Geschrei oder einen Staubsauger. Auch nichts von draußen, keine Ahnung, Vögel oder so.

Irgendwie auch schön, die Ruhe. Ich hatte immer das Gefühl überall zu viel zu arbeiten. Daheim, auf der Arbeit natürlich, überhaupt.

Ich würde ja die Augen schließen um das alles zu genießen, aber irgendwie will es nicht so ganz funktionieren. Mein Blick ist in den Hausflur gerichtet, an der Hundedecke und dem Hund vorbei. Brav liegt er da.
Wo sind eigentlich Frau und Kind?

Ich würde ja aufstehen, aber dieses Brennen und Jucken in der Rückengegend lässt nicht nach. Ich erinnere mich noch als ich zum letzten mal nach geschaut habe.
Es war feucht, fühlte sich sehr empfindlich an und es war schwer auszumachen wo Rücken aufhört und Sessel anfängt.
Wobei, ist das überhaupt so geschehen? Wenn ich in mich gehe würde ich das schon bejahen, aber schwören könnte ich es nicht.

Riecht es hier eigentlich komisch? Ich habe das Gefühl, dass es das sollte. Alles so alt und so...starr.

Nur nochmal kurz die Stille genießen. Bleib nur liegen, süßes Tier. Sogleich wird wieder Leben ins Haus stürmen, wenn der Kinderlärm aus den Armen der Mutter die Treppen runter stapft. Dann darfst du aufspringen und mit dem Schwanz wedeln, wie immer, wie früher.
Ich brauche noch ein paar Minuten. Gebt mir noch ein paar Minuten. Bin gleich mittendrin. Aber noch höre ich nichts.

25
Jun
2017

Motorisierte Evolution

Haigha war nie ein besonders guter Autofahrer gewesen. Unfallfrei, ja. Aber definitiv potenziell gefährlich. Oftmals hatte er sich betrunken hinters Steuer gesetzt aus den klassischen "Ich will aber zuhause schlafen"-Gründen. Auch Wegbiere wurden sehr häufig im Auto zu sich genommen.
Mit einer gewissen Arroganz schmunzelte Haigha, wenn die Polizei an ihm vorbei fuhr, seine Bierdose unsichtbar im Autogetränkehalter und seinem Magen, seinem Blut zugleich wissend.

Neuerddings war es aber anders.
Ihm erschien die Fahrt zu seiner Arbeit als eine Art evolutionärer Test. Ja, als ein Sinnbild seiner persönlichen Entwicklung schlechthin.
War das richtig, war das wichtig?
In seinem Kopf sah es so aus:

Er hatte einen Kleinwagen mit sehr beschränkter Beschleunigung und nur qualvoller Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h (im Fahrzeugschein waren 120 km/h eingetragen), was heißen soll, daß man mit einem beschränkten Vehikel bestückt war. Wer aus welchem Grund auch immer Erster sein will kann sich nicht auf die Fähigkeiten der Glieder verlassen die einen tragen, also was will man machen?
Haigha fand schnell heraus was das Geheimrezept war, und zwar, Kaltschnäuzigkeit.
Obskure Überholmanöver, Drängeln, Schneiden und Geschwindigkeitsüberschreitungen insbesondere waren Teil davon.
2 Monate später hatten sich auch knappe 200 Euro und 1 Punkt angesammelt.
Aber wer gewinnen will muss Risiken eingehen.

So gab es auf halbem Weg zur Arbeit einen Kreisverkehr, den Autos und LKWs aus verschiedenen Städten und Richtungen überqueren mussten.
Das war der Wendepunkt. Hier ging nur eine Abfahrt zur nächsten Stadt. Hier entschied sich ob man 5 Minuten vorher oder später irgendwo ankommt.

Die Theorie ist folgende:
Wenn man auf dem Weg zum Kreisel schon von einem alten Sack oder einer fahrunsicheren Hausfrau ausgebremst wird, ist das nicht die Summe der Verspätung. Denn mit etwas Pech schiebt sich ein Traktor oder LKW im Kreisel Richtung Stadt. Das wars dann. 80km/h für die nächsten 10 Minuten.
Nun, die Straßen vor dem Kreisel sind eng, es gibt eine 70er-Zone und Hügel. Aber ein Überholmanöver an dem Normalen führt nicht nur zu einem höheren Platz in der Rangliste, sondern, wenn man dem LKW zuvor kommt, gleich zu einem vielfach größeren Erfolg.

Haigha zieht raus und riskiert den Hügel und somit ungesehenen Gegenverkehr. Die Konzentration und der eventuelle Frontalunfall hindert ihn dem Überholten einen genervten Blick zuzuwerfen. Was für eine Farce. Wen interessiert der ganze Scheiß eigentlich?
Im Rückspiegel, ein angespannter alter Mann sich an sein Lenkrad klammernd.

Alte Menschen fallen in der Evolution eben zurück. Also, nicht der Gesamtevolution, sondern Haighas Evolution.
Behinderungen belasten ihn nicht nur einfach, sondern am Kreisel eventuell mehrfach.
Schnelleren Autos kann man zumindest das Leben schwer machen. Ausbremsen, Beschleunigen wenn man überholt wird, Drängeln, alles die Methoden der Kaltschnäuzigkeit.

Haigha dachte drüber nach ob das alles eine evolutionäre oder eher pathologische Analogie sei. Nicht zuletzt als in der Stadt ein Fußgänger vor ihm über den Zebrastreifen ging und er sich dachte, daß es sicherlich ein psychopathischer Klassiker sei in diesem Moment zu denken:

"Ich könnte, wenn ich wollte."....

...und ihn wie ein Gott innerhalb der Evolution zu verschonen.
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